27. Oktober 2007

„Kollegium Kalksburg“

„3 Wiener - 1 Lied“


Die drei im besten Sinne des Wortes dilettierenden Kapellmeister ...

... sind Fanatiker des Ausdrucks, große Entdecker im Reiche des Erhabenen, auch des Häßlichen und Gräßlichen, noch größere Entdecker im Effekte, in der Kunst der Schauläden. Allesamt Talente weit über ihr Genie hinaus. Virtuosen durch und durch! Geborne Feinde der Logik und der geraden Linie, begehrlich nach dem Fremden, dem Exotischen, dem Ungeheuren.

Begehrlich nach allen Opiaten der Sinne und des Verstandes. Im Ganzen eine verwegen wagende, prachtvoll gewaltsame, hochfliegende und hoch emporreissende Art Künstler, welche dem neuen Jahrtausend den Begriff Künstler erst zu lehren haben wird ... aber krank!

Unter dem Motto: Was wäre Wien ...

... verpflichten sich anlässlich des Herz.Ton.Wien. Festivals im März 1996 drei Jazzmusiker freiwillig der Wiener Gesangs- & Musicirtradition. In diese schwere Pflicht genommen, singen & musiciren die drei pflichtbewussten Wiener ausschließlich Original Wienerlieder in 1a Prima Qualität. Vom Jazz (Alkohol ist keine Lösung) bleibt nur der Atem. Selbst die mit heißem Bemühn durchaus studierten Instrumente (Kontrabass, Fagott, Schlagwerk) bleiben ungezupft, ungeblasen und ungeschlagen zu Hause. Gezupft wird eine Kontragitarre, geblasen ein Kamm, gezogen eine Harmonika, gestrichen eine Säge und jede ausserwienerische Erfahrung aus dem Gedächtnis. (Wein spielt eine große Rolle!) Es wird gesungen. Es wird Gereimtes und Ungereimtes gewaltsam zum Vortrag gebracht.

Es wird ein Wein sein. – Erfrischungen werden wie von Geisterhand gereicht (der Wein ist eine tragende Säule der Kalksburger Abendkonstruktion), die Akteure mischen sich zwanglos unter das glückliche Publikum und die Erinnerung an ausserwienerisches (Wodka) kehrt langsam wieder zurück. In gemüthlichem Geplauder über Lutoslawskis begrenzte Aleatorik klingt der Abend aus ...

Kollegium Kalksburg. Hinter dem Namen verbergen sich drei hochmusikalische Originalgewächse mit tief gründendem, aber auch sehr stacheligem Humor. Vincenz Wizlsperger (Dichter, Sänger, Kamm- und Tubaspieler) verfügt über alle Register subtiler Komik, die den entfesselten Narren als tragische Figur mit einschließt. Heinz Ditsch ist ein echter Virtuose an Akkordeon und der singenden Säge. In der Mitte sitzt hämisch grinsend, auch singend, Paul Skrepek und spielt mit unglaublicher Gelassenheit seine Kontragitarre.

Die drei Herren haben sich der tradierten Kleinkunstform des Wiener Liedes auf ihre ganz eigene, alles gnadenlos ironisierende Weise „angenommen“. Ihre zerknitterten Anzüge und alten Hüte signalisieren Morbides. Die abgehackten Dialoge wirken improvisiert, die Gestik ist skurril bis wahnsinnig. Hier proben drei blitzgescheite Burschen den ganz normalen Wiener Wahnsinn mit sichtlichem Vergnügen am sinnigen Quatsch. Immer wieder frappierend ist, wie perfekt die Panne hier geplant ist. Der Kontakt zum Publikum reißt nicht ab, der Spaß für alle Beteiligten ist garantiert.

Kollegium
Kalksburg