28. Oktober 2004


"Dan Crary (USA) & Beppe Gambetta (I)"

Zwei Meister des Flatpicking Gitarrenstils

Mehrere verschiedene Gitarrenstile haben ihn beeinflusst, so Dan Crary einmal in einem Interview. "Irgendwie habe ich das Flatpicking für mich selbst erfunden. Ich wünschte, ich hätte mehr über andere Bluegrass spielende Flatpicker gewusst. Aber ich war nie in ihre Nähe gekommen, und als ich von ihnen hörte, hatte ich meinen Weg schon eingeschlagen. Was ich an Gitarre im Radio hörte, war gelegentlich Blues, etwas von der Carter Family, klassische Gitarre, Flamenco und Jazz. Alles was ich davon ins Flatpicking übertragen konnte, tat ich."
Aber man darf sicher getrost unterstellen, dass eben diese etwas ungewöhnliche Biographie uns einen ausgesprochen innovativen und Genre übergreifenden Gitarristen beschert hat, der eben nicht "nur" hervorragenden Bluegrass spielt, sondern das Flatpicking als solches ständig weiter entwickelt hat, und der heute ein weites musikalisches Spektrum beherrscht. Es reicht von Traditionals, Bluegrass, Hillbilly-Country-Music, American und Irish Folk über Klassik, New Acoustic bis hin zu New Age angehauchten Stücken.

Gambetta

Überhaupt hat Dan Crary etwas gegen das weit verbreitete Schubladendenken. Für ihn steht das Instrument, die Gitarre selbst im Mittelpunkt. Und mit seiner Kunst möchte er möglichst viele Leute ansprechen und für sein Instrument und die Musik begeistern. Einen weiteren wichtigen Meilenstein in Dan Crarys Karriere gab es 1974 zu vermerken: zusammen mit Byron Berline (Fiddle) und John Hickman (Banjo) formierten sie sich zur Gruppe Byron Berline & Sundance. Der Grundstein zu einer lang anhaltenden Zu-sammenarbeit war gelegt. Unter dem Namen BCH (wie Berline, Crary & Hickman) veröffentlichten sie mehrere Alben. Ergänzt um den Bassisten Steve Spurgin und den Mandolinisten John Moore nannten sie sich 1990 in California um. California zählte zu den absoluten Spitzenbands, sie waren - weit über Bluegrass und Country hinaus - ein Begriff für allerhöchste Qualität.

Neben seinen Aktivitäten als Musiker, Arrangeur und Komponist interessiert ihn auch sein Instrument als solches. Zusammen mit Bob Taylor entwickelte er für "Taylor Guitars" das 6saitige "Dan Crary Signature Model". Dieses Instrument (allerdings in einer Sonderanfertigung mit verlängertem Hals), sowie eine 12saitige Taylor, spielt Dan Crary natürlich auch bei seinen Konzerten.
Und selbstverständlich gibt er sein Wissen gerne weiter, sei es live bei Workshops, oder in Büchern und auf Video.

Seit 1991 ist der Wahlkalifornier Dan Crary regelmäßig mit dem italienischen Stahlsaitenzauberer Beppe Gambetta unterwegs. Die beiden haben sich 1988 kennen gelernt, als der damals noch gänzlich unbekannte Genueser für sein erstes Album "Dialogs" quer durch die USA reiste, um diese Dialoge mit etlichen seiner musikalischen Vorbildern einzuspielen.

Auf seiner Wunschliste mit ganz oben stand natürlich Dan Crary. Crary war vom Talent des jungen Gambetta sehr angetan. Nachdem sie mehrfach bei verschiedenen Sessions zusammen gespielt hatten, war die Idee geboren, gemeinsame Tourneen zu unternehmen. Schon sehr schnell wurde aus dem "Lehrling" Beppe Gambetta ein ebenbürtiger Partner, so dass das Duo Dan Crary & Beppe Gambetta einen hervorragenden Ruf bei den Freunden akustischer Musik in Europa und Nordamerika genießt. Zusammen auf der Bühne bieten sie ein spannungsgeladenes und doch ausgesprochen lockeres Programm, mit interessanten Informationen zu den meisten ihrer Stücke. Dan Crary und Beppe Gambetta ergänzen sich hervorragend, sowohl musikalisch als auch von ihrer Persönlichkeit: einerseits der oftmals cool wirkende, verschmitzte Professor (er ist seit 1974 an der California State University in Fullteron als Associate Professor für Kommunikations-wissenschaften tätig),

Crary

andrerseits Beppe Gambetta mit südländischem Temperament und Humor. Bei ihren Auftritten bekommt auch jeder der beiden Vollblutmusiker ausreichend Gelegenheit, sich als Solist vorzustellen und Kostproben des jeweils aktuellen Soloprogrammes zu geben.

Dan Crary

Wenn die Rede ist von Flatpicking -, Bluegrass -, Stahlsaiten-, oder überhaupt akustischer Gitarre, ist ein Name nicht wegzudenken: Mr. Dan Crary. Denn er war es, der mit seiner Gruppe The Bluegrass Alliance Ende der sechziger Jahre die Gitarre als Soloinstrument im Bluegrass etablierte, und damit auch einer der Wegbereiter für den sich anschließenden Boom dieses Instrumentes. Der Begriff "Bluegrass Gitarre" eta-blierte sich endgültig durch sein 1970 erschienenes gleichnamiges Album, dem ersten, das Dan Crary unter seinem eigenen Namen veröffentlichte.

Ein Problem der damaligen Gitarristen war, dass es ja so gut wie kein Material für die Sologitarre gab. Dan Crary löste das Problem auf seine Art und Weise: er war (wieder einmal) der erste, der interessante fiddle tunes für die Plektrum - (= Flat) Gitarre arrangierte. Etliche seiner damaligen Aufnahmen zählen noch heute zu den Standards für die Flatpicking Gitarre, wie z.B. "Gold Rush", "Red Haired Boy", "The Dusty Miller", oder "Devil's Dream", um nur einige zu nennen. Und nach wie vor gehört Dan Crary zur allerersten Riege der Akustikgitarristen. Mit seinem Spiel auf der sechs- und zwölfsaitigen Gitarre prägt(e) er diese Stilrichtung bis heute nachhaltig mit, und für zahlreiche Gitarristen der nachfolgenden Generationen zählt er mit zu deren großen musikalischen Vorbildern.

Dan Crary (USA)
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