Richard Birkefeld, Lesung
„Zur falschen Zeit am falschen Ort“
In seinen Kurzgeschichten entfaltet Richard Birkefeld einen Kosmos, der von unterschiedlichsten Protagonisten bevölkert wird: Looser, Zuhälter, Schlitzohren, Killer oder an ihrem Schicksal scheiternde, verzweifelnde oder nach unüblichen Problemlösungen suchende Existenzen, die oft schlauer, aber nicht schneller als die Polizei sind.
Diese kriminelle Welt reicht in ihrer Vielfältigkeit nicht nur von der Nordseeküste bis zum Alpenrand, sondern weist auch oft in vergangene Tage und dunkle Zeiten zurück. Aber alle Geschichten sind geprägt von Birkefelds Wortkraft, Wortwitz und seinem Talent, Spannungen in intelligenten und ungewöhnlichen Plots aufzubauen.
Richard Birkefeld, Jahrgang 1951, geboren in Hannover, ist Historiker und Politologe, der sich hauptsächlich mit der Entstehung und Entwicklung der Moderne, vom Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts, beschäftig-te. Neben seinen wissenschaftlichen Publikationen, veröffentlichte er 2002 mit dem Historikerkollegen Göran Hachmeister den zeitgeschichtlichen Kriminalroman „Wer übrig bleibt hat recht“, der in den letzten Monaten und Wochen des 2. Weltkrieges in Berlin spielt und das unterschiedliche Verhalten der Deutschen im Allgemeinen bzw. der Protagonisten im Besonderen thematisiert. Das Buch wurde vom Feuilleton mit Lob überschüttet und auf Anhieb mit dem Deutschen Krimipreis und dem Glauserpreis für den besten Debütroman 2003 ausgezeichnet. In Frankreich erhielt die Übersetzung den Prix des Lecteurs 2013, und in Dänemark erntete das Buch mit der Nominierung zum skandinavischen Palle-Rosenkrantz-Preis ebenfalls eine beachtliche Wertschätzung.
Auch der zweite Roman „Deutsche Meisterschaft“ (ebenfalls mit G. Hachmeister), der in der Weimarer Republik spielt und sich mit dem Entste-hen des Nationalsozialismus anhand der Deutschen Straßenmotorradmeis-terschaft von 1926 beschäftigt, wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Sein dritter Roman, „Entwurzelte und Verblendete“, ist eine Kriminalsatire, die das provinzielle Leben, die Kumpanei, Vetternwirtschaft und Korruption einer niedersächsischen Kleinstadt aufs Korn nimmt. In dieser Geschichte wird Birkefelds humoristische und kabarettistische Seite deutlich, die sich auch in manchen seiner zahlreichen Kurzgeschichten widerspiegeln, allesamt in den inhaltlich unterschiedlichsten Kriminalanthologien namhaf-ter Verlage erschienen.
Aus ihnen wird Birkefeld bei seinem Gastspiel im Schüttekeller vortragen. Er weiß bei seinen Lesungen das Zwerchfell genauso zu erschüttern wie blankes Entsetzen zu erzeugen, wenn er seine Zuhörer in einen Kosmos voller skurriler Kleinkrimineller, geisteswissenschaftlicher Auftragskiller und origineller Gesetzesbrecher entführt, die aufgrund ihrer Handlungsweisen Empathie und Antipathie gleichermaßen erzeugen.