Hannes Wader ist eine Legende - schon jetzt. Viele seiner Lieder sind Allgemeingut geworden, werden von Generation zu Generation weitergegeben und immer wieder neu gesungen.
Wer kennt nicht Heute hier, morgen dort, das mittlerweile zu den beliebtesten deutschen Volksliedern gerechnet werden kann? Er ist der Autor und Interpret von Liedern, die intimste Empfindungen ausdrücken, was er seit seinem ersten Album von 1969 eindrucksvoll unter Beweis stellt. Er ist aber auch der Volkssänger und der politische Mensch, der Stellung bezieht, sich mit seinen Liedern einmischt und damit zu wichtigen Bewegungen in den letzten Jahrzehnten den „Soundtrack“ geliefert hat.
Kurz nach seinem 70. Geburtstag im Juni 2012 veröffentlichte Hannes Wader nach sechs Jahren mit dem Titel „Nah dran“ eine CD mit neuen Liedern, die er neben vielen anderen bekannten und vertrauten bei den Konzerten seiner gleichnamigen Tournee vorstellen wird. Im Eingangslied des Albums „Dass wir so lang leben dürfen“ heißt es: „Stark wie Eichen, die nicht weichen, zart wie Seerosen auf Teichen.“ Diese Metapher trifft genau das, was Hannes Waders Liedkunst ausmacht. Sie ist ungebeugt und kraftvoll, aber auch zart und zerbrechlich.
Ob in „Der Drache“ Bilder aus Waders Kindheit auftauchen oder ob mit „Boulevard St. Martin“ der Widerstandskämpfer Peter Gingold geehrt und ein Zeichen gegen das Vergessen gesetzt wird, immer strahlt Klarheit und Liebe aus den Worten, hat seine Stimme Kraft und Schönheit.
Eine Hommage an den im vergangenen Jahr verstorbenen Kollegen Franz Josef Degenhardt findet sich in dem musikalischen Nachruf „Alter Freund“. Genau so behutsam und umsichtig wurden die weltbekannten Songs von Pete Seeger, Tom Paxton und Jacques Prévert von Hannes Wader mit eigenen deutschen Texten versehen und dadurch auch zu eigenen Liedern. Auch der Wader-typische schwarz-trockene Humor kommt nicht zu kurz. Im Titellied schildert der Sänger seine zum Teil selbst gemachten Erfahrungen beim Kennenlernen des weiblichen Geschlechts (was davon tatsächlich biographisch ist, überlässt er freilich der Phantasie des Hörers). Wortwitz und Ironie werden hier zu großer Kunst. Sogar den Gedanken an das eigene Ende verpackt der Künstler im „Lied vom Tod“ in ein augenzwinkerndes episches Vermächtnis.
Mit seinem neuen Album „Nah dran“ ist Hannes Wader auf der Höhe der Zeit und geht weiter ungeachtet aller Trends und Moden seinen eigenen Weg. Mit Liedern, die (wie von ihm gewohnt) lange halten werden und von denen man manche nie mehr vergisst. Vor allem dann, wenn sie Hannes Wader live im Konzert singt.